Persona
Folgen:
4 Folgen, jeweils 19 bis 27 Minuten
Bewertungen:
IMDb: Bewertung siehe einzelne Folgen!
AsianWiki: 80
JustWatch: 74%
Rotten Tomatoes: – / 78%
Persona gehörte 2019 zu den 10 erfolgreichsten koreanischen Dramen auf Netflix.
Streaming:
Allgemeine Beschreibung:
Persona ist eine südkoreanische Fernsehserie auf Netflix von 2019 mit Lee Ji-eun (IU). Sie besteht aus vier Kurzfilmen, die unterschiedliche Geschichten behandeln und nicht zusammenhängen. Jede Geschichte wurde von einem anderen bekannten Regisseur inszeniert, die einzige Schauspielerin, die in allen vier vorkommt, ist IU (Lee Ji-eun).
Der Titel Persona bedeutet übersetzt entweder „lyrisches Ich“ oder „Rolle“ im psychologischen Sinne. Eine sehr sehr freie Übersetzung könnte also sein: „IU in verschiedenen Rollen“.
Trailer:
Die einzelnen Folgen:
Folge 1: Spiel, Satz und Sieg (“Love Set”)
Dauer: 19 Min.
Bewertung:
IMDb: 6,4
Besetzung:
- Lee Ji-eun als IU
- Bae Doona als Doona
- Kim Tae-hoon als IU’s Vater
- Pierce Conran als Pierce
Beschreibung:
Die Anthologie beginnt mit Spiel, Satz und Sieg (“Love Set“). Zwei Frauen liefern sich auf dem Tennisplatz einen heftigen Wettstreit. Die beiden Spielerinnen heißen IU (gespielt von IU) und Donna (gespielt von Bae Doona). Donna möchte IUs Vater zu heiraten. IU fordert Donna zu einem Tennismatch heraus. Wenn IU gewinnt, heiratet Donna nicht IUs Vater. Wenn Donna gewinnt, wird IU ihren Widerstenad gegen die Ehe fallen lassen.
Love Set konzentriert sich ganz auf das Spiel zwischen IU und Donna. Dabei sehen wir beide Gesichter in Großaufnahmen, sehen ihre Konzentration, wie sie schwitzen, wie sie kämpfen. Eine Art Sergio Leone Western auf dem Tennisplatz. Das Ende ist dann etwas abrupt, aber darauf kommt es nicht an. Das Spiel zwischen unseren Hauptdarstellerinnen ist der eigentliche Inhalt und der ist große Klasse.
Folge 2: Sammlerin (“Collector”)
Dauer: 27 Min.
Bewertung:
IMDb: 7,4
Besetzung:
- Lee Ji-eun als Eun
- Park Hae-soo als Baek Jeong-u
- Jung Ki-hoon als Eun’s Yoga Freund
- Bae So-young als Ji-soo
- Jo Hyuk-sub als Ji-soo’s Freund
- Andrew Royce Beasley als Eun’s englischer Freund
- Mario Leon Adrion als Eun’s italienischer Freund
Beschreibung:
In Sammlerin (“Collector“) sehen wir einen Mann namens Baek Jeong-u (gespielt von Park Hae-soo) bei einem Date mit einer viel jüngeren Frau namens Eun (gespielt von IU/Lee Ji-eun). Auf Grund der deutschen Übersetzung wissen wir leider bereits, dass sie die Sammlerin ist. Hier wäre es besser gewesen, den Englischen Titel beizubehalten. Eun spielt offenbar mit Baek Jeong-u, der in sie verliebt ist. Sie war mit anderen weg, lässt aber offen, was genau lief, was ihn wiederum wahnsinnig macht.
Am Schluss arbeitet die Folge leider mit Symbolen, über die man etwas nachdenken muss, um sie zu verstehen. Was dazu führt, dass man vielleicht sagt: „Kapier ich nicht!“, was auch die größte Schwäche dieser Folge ist. Dennoch ist die Idee mit dem Kästchen (schauts euch an!) ein guter Gimmick am Schluss.
Folge 3: Ist Küssen ein Verbrechen? (“Kiss Burn”)
Dauer: 23 Min.
Bewertung:
IMDb: 7,3
Besetzung:
- Lee Ji-eun als Han-na
- Shim Dal-gi als Hye-bok
- Lee Sung-wook als Jung-geun, Hye-bok‘s Vater
Beschreibung:
Han-na (gespielt von IU) besucht das Haus im Wald, in dem ihre Freundin Hye-bok (gespielt von Shim Dal-gi) mit ihrem Vater (gespielt von Lee Sung-wook) lebt. Er behandelt Hye-bok schlecht und mag Han-na nicht. Deshalb hilft Han-na Hye-bok, verschiedene Streiche zu spielen, in der Hoffnung, sich an Hye-boks Vater zu rächen. Doch es läuft alles völlig anders, als erwartet.
Auch hier ist die deutsche Übersetzung eine Katastrophe. Schön wäre gewesen, die Folge „Kuss Brand“ zu nennen, um die Doppeldeutigkeit zu erhalten. Der Kurzfilm fängt mit Kiss an und hört mit Burn auf, andererseits ist Hye-bok übersät mit Knutschflecken, was in etwa so aussieht, wie nach einer Verbrennung oder nach brennender Liebe.
Was mir nicht so gefällt ist, dass die Handlung plötzlich einen anderen Verlauf nimmt. Ich finde es schöner, wenn in einem Kurzfilm alle Handlungen letztendlich zu einem bestimmten Ende führen. So ist Kiss Burn eine nette Folge mit logischen Ende, aber doch etwas konstruiert.
Folge 4: Abendlicher Spaziergang (“Walking at Night”)
Dauer: 20 Min.
Bewertung:
IMDb: 8,2
Besetzung:
- Lee Ji-eun als Ji-eun
- Jung Joon-won als K
Beschreibung:
Persona schließt mit Walking at Night, einem Schwarz-Weiß-Kurzfilm und dem Höhepunkt der Staffel, ab. Ein Mann und eine Frau grübeln bei einem abendlichen Spaziergang zusammen über ihre gemeinsam erlebten Momente, sowie über die Natur von Liebe, Leben und Tod nach.
Mehr möchte ich nicht verraten, denn es gibt ein paar interessante Einzelheiten, die im Laufe des Gesprächs offenbart werden. Und gerade das macht diese Folge aus: Im Laufe des Gesprächs geht es immer weiter in die Tiefe, vor allem in die tiefe Traurigkeit der Frau. Es geht um philosophische Fragen und den Sinn des Lebens. Eine schöne runde und stimmige Erzählung, die einen etwas nachdenklich zurück lässt.
Schlussbemerkung und Kritik
Eine interessante Kritik fand ich auf Cinema Escapist, die ich euch hier wiedergeben möchte:
“Schon vor Persona begann IU künstlerische Werke zu schaffen – wie ihre Musikvideos für „23“ und „Bibibi“ -, die mehr Bedeutung bieten als ein durchschnittlicher fabrikgefertigter K-Pop-Hit. Persona stellt eine natürliche Erweiterung dieser Bemühungen dar, obwohl IU sich auf herausforderndes Arthaus-Kino1 konzentrieren musste, das sich von Musikvideos und Mainstream-Dramen unterscheidet.
Zu diesem Zweck verkörpern alle Kurzfilme von Persona lobenswerte künstlerische Ambitionen, entweder durch den Einsatz von Arthouse-Techniken oder durch geschichtete Metaphern. Sie erweitern jedoch das künstlerische Spektrum von IU in unterschiedlichem Maße. In bestimmten Teilen von „Love Set“ und „Kiss Burn“ behält IU immer noch das Verhalten einer „kleinen Schwester“2 bei [Anm.: Erklärung für „kleine Schwester“: siehe Fußnote] […].
Insbesondere mit Walking at Night spricht Persona jedoch eine Vielzahl komplexer, ausgereifter und philosophisch faszinierender Themen an, die IU oder viele andere koreanische Prominente, die als Musiker angefangen haben, noch nicht angesprochen haben. Während die Anthologie wackelig beginnt, baut sie sich in etwas auf, das es wert ist, beachtet und darüber nachgedacht zu werden.”
Was mir imponiert ist, dass IU sich auf so etwas, wie diese vier Kurzfilme einlässt. Sie ist ein gefeierter Star und könnte genauso gut weiterhin anspruchslose Rollen in einfachen Komödien oder Musikdramen spielen. Doch zeigt Persona, dass es ihr tatsächlich darum geht, eine Schauspielerin zu sein, nicht nur darum, Geld zu verdienen. Ich wünsche mir noch viel mehr dieser Experimente, denn sie sind bereichernd und stechen deutlich aus dem sonstigen Mainstream hervor. Und ich hoffe, IU hat auch den Mut, musikalisch genauso zu denken, so nebenbei.
Mir haben die einzelnen Kurzfilme gefallen, doch haben sie meist keinen richtigen Anfang und keinen Schluss. Sie wirken eher wie Teile eines Films, den wir nicht kennen. Den Rest müssen wir uns also denken. Im Gegensatz zu obiger Kritikgefällt mir Love Set (Spiel, Satz und Sieg) richtig gut. Love Burn und Collector fallen leider teiweise der Übersetzung zum Opfer. Collector wirkt im Nachhinein übrigens, wie der Probelauf für Hotel Del Luna, wo sie eine ähnliche Rolle voll ausleben darf.
Anmerkungen/Fußnoten
1wörtlich: art house medium
2Diese Kritik kommt daher, dass IU (nicht als einzige) den Titel “Korea’s Lillte Sister” innehat. Immerhin ist sie, seit sie 15 ist, ein Star. Der Kritiker wünscht sich, sie würde dieses Image über den Haufen werfen und wirft ihr indirekt vor, nur ihr Image zu bedienen. Das halte ich für Unsinn. In Korea ist man erst mit 20 volljährig und IU ist ja erst Mitte 20. Dafür hat sie mit ihrem Image schon ganz schön in My Mister von 2018 gebrochen.